Folgen umgeschulter Händigkeit

 

Linkshändigkeit ist keine Krankheit und muss daher auch nicht therapiert werden. Trotzdem werden nach wie vor linkshändige Kinder zum Gebrauch der rechten Hand "überredet", weil sie sich dann angeblich "leichter tun". In der Regel ist aber das Gegenteil der Fall. Versucht man, die natürliche Händigkeit zu unterdrücken (egal ob bewusst oder unbewusst), bleibt dies kaum ohne unerwünschte Folgen.

 

Die Umschulung der Händigkeit ist ein massiver Eingriff in die Organisation des Gehirns. Daraus können sich unterschiedlichste Probleme ergeben. So leiden umgeschulte Linkshändige beispielsweise häufig unter Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten, Erschöpfung oder Burnout. Ein Grund dafür ist, dass Umgeschulte für alltägliche Handlungen mehr Energie aufbringen müssen, als Menschen, welche händigkeitsgerecht arbeiten. Umgeschulte Linkshänder:innen fühlen sich manchmal fremd im eigenen Körper oder haben Schwierigkeiten, ihre Gefühle auszudrücken. Lernschwächen, AD(H)S oder Autismus-Spektrum-Störungen können sich in ähnlichen Symptomen zeigen, wie eine umgeschulte Linkshändigkeit und werden davon Betroffenen manchmal fälschlicherweise diagnostiziert. 

 

Menschen, die unter Umschulungsfolgen leiden, bringen diese Probleme oft nicht mit ihrer Händigkeit in Verbindung. Das liegt unter anderem daran, dass diese Thematik kaum bekannt ist und auch bei Befunderhebungen selten berücksichtigt wird.

 

Ein weiterer Grund kann sein, dass viele Menschen gar nicht wissen, dass sie linkshändig sind, weil sie sich im frühen Kindesalter unbewusst selbst umgeschult haben. Außerdem können Symptome, welche als Umschulungsfolgen in Frage kommen, auch andere Ursachen haben. Eine eindeutige Zuordnung ist daher schwierig.

 

Umschulungsfolgen nach Dr. Sattler

 Primärfolgen der Umschulung können sein:

  • Gedächtnisstörungen (besonders beim Abrufen von Lerninhalten)
  • Konzentrationsschwierigkeiten (schnelle Ermüdbarkeit)
  • legasthenische Probleme (Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten)
  • Raum-Lage-Labilität (Links-Rechts-Unsicherheit)
  • feinmotorische Störungen (die sich z.B. im Schriftbild äußern)
  • Sprachstörungen (Stammeln bis zum Stottern)

Daraus können diese Sekundärfolgen entstehen:

  • Minderwertigkeitskomplexe
  • Unsicherheit
  • Zurückgezogenheit
  • Überkompensation durch erhöhten Leistungseinsatz
  • Trotzhaltungen, Widerspruchsgeist, Imponier- und Provokationsgehabe
  • unterschiedlich ausgeprägte Verhaltensstörungen
  • Bettnässen und Nägelkauen
  • emotionale Probleme bis ins Erwachsenenalter mit neurotischen und/oder psychosomatischen Symptomen
  • Störungen im Persönlichkeitsbild

(Quelle: Der umgeschulte Linkshänder oder der Knoten im Gehirn, Johanna B. Sattler, Auer-Verlag)

 

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